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Saitenmaterial
Auf dieser Seite erfahren Sie, welche verschiedenen Typen von Tennissaiten es gibt und für welchen Spielertyp sie jeweils gedacht sind.
Der Saitenmarkt ist groß, und es gibt eine große Vielfalt an Firmen, die unter ihrem Namen eine ganze Reihe verschiedener Saiten anbieten. Wer mehr über spezielle Saiten wissen möchte, kann die Bewertungsdatenbank im www.saitenforum.de anschauen. Obwohl man bei der Saitenherstellung eine ganze Reihe von Eigenschaften einer Saite verändern kann (Material, Struktur, Durchmesser, Farbe, Oberfläche etc.), gibt es unter allen Tennissaiten gewisse Grundunterschiede, die ich im Folgenden darlegen möchte. Man kann Tennissaiten in zwei große Typen unterteilen: Naturdarmsaiten und Kunstsaiten.
Naturdarmsaiten
Naturdarmsaiten ("natural gut") werden in einem aufwendigen Verfahren aus Kuhdärmen hergestellt. Sie zeichnen sich durch unübertroffene Elastizität, Spannungsstabilität und "Lebendigkeit" aus. Aber sie sind sehr teuer und relativ witterungsempfindlich, obwohl Darmsaiten in den letzten Jahren in dieser Hinsicht stark verbessert wurden. Die meisten Profis spielen mit Naturdarm, aber für normale Clubspieler eigentlich kein Thema. Achtung: Es gibt Naturdarmsaiten, die aus Schafdarm hergestellt werden. Diese Saiten sind in der Regel minderwertig und man sollte sich nicht durch den niedrigen Preis verleiten lassen. Gute Darmsaiten sind nicht unter 25 Euro pro Set erhältlich. Als Beispiele für Naturdarmsaiten seien genannt die Babolat VS Power (unter den Profis die beliebteste), Dunlop Master PU, und Pacific Prime Gut.
Kunstsaiten
Kunst- oder Synthetiksaiten ("synthetic gut") sind meist High-Tech-Produkte, an denen ständig weiterentwickelt wird, um deren Spielbarkeit der von Naturdarmsaiten anzugleichen, bei gleichzeitig kostengünstigerer Produktion. Bei den Kunstsaiten gibt es eine Vielfalt an unterschiedlichen Strukturen und Materialien. Ich werde kurz auf die wichtigsten Typen eingehen.
Nylonsaiten
Der am meisten verwendete Saitentyp. Nylonsaiten gehören zu den preisgünstigsten Tennissaiten und bestehen meist aus einem monofilen (einfaserigen) Nylonkern und verschiedenartigen widerstandsfähigen Ummantelungen. Die Spielbarkeit läßt in den meisten Fällen ein wenig zu wünschen übrig, aber aufgrund des niedrigen Preises sind Nylonsaiten ganz gut für Spieler mit hohem Saitenverschleiß geeignet. Als Beispiel seien hier die Head Nylon Pro (vormals Pro Star), Pacific Nyltec, TOA Leoina 66, Wilson Championship Nylon, und Prince Tournament Nylon (die wohl bekannteste Nylonsaite) genannt.
Multifilament-Saiten
Um den Darmsaiten in den Spieleigenschaften möglichst nahe zu kommen, verdrillt man bei diesen Saiten viele dünne Einzelfasern (Microfilamente) zu einer Saite und ummantelt diese noch mit einem widerstandsfähigen Material. Vorteile sind hierbei höhere Elastizität und Spielbarkeit, aber solche Saiten fasern schnell auf und halten deshalb nicht lange. Zudem sind diese Saiten aufgrund der aufwendigen Herstellung nicht gerade billig. Tecnifibre hat sich mehr oder weniger auf diesen Saitentyp spezialisiert (z.B. 625 TGV), daneben gibt es noch z.B. die Isospeed Saiten, Pacific Premium Power und die Babolat XCel Premium.
Titanium-Saiten
Im Zuge des Titanium-Booms bei Tennisschlägern gab es auch bald eine Welle von "revolutionären" Titanium-Saiten. Basierend auf Nylon- oder Multifilament-Saiten wird das Titan entweder außen auf die Saite aufgebracht, um das Material vor UV-Strahlung und Abrieb zu schützen, oder in die Fasern eingelagert, um die Spieleigenschaften zu verändern. Die Idee, Titan in die Saitenkonstruktion mit einzubeziehen, ist aber nicht neu. Schon seit langer Zeit gibt es die Babolat VF Titanium. Deshalb würde ich Titanium-Saiten eher als Modeerscheinung ansehen, ohne aber die eventuell vorhandene Verbesserung der Haltbarkeit in Frage stellen zu wollen. Mittlerweile hat fast jede Firma eine Titanium-Saite im Angebot, z.B. Prince Titanium Pro, Pacific Titanium F1, Head Ti.Fiber, Wilson Sensation Ti.
Polyestersaiten
Polyestersaiten weisen eine äußerst einfache Konstruktion auf: Sie bestehen aus einem einzelnen Polyesterstrang und einer dünnen Beschichtung. Es gibt sie in verschiedenen Stärken (Durchmesser 1,20 bis 1,35 mm), wodurch man sich die Spieleigenschaften aussuchen kann. Polyestersaiten sind wenig elastisch, bieten aber eine hohe Ballbeschleunigung und sind sehr haltbar und witterungsbeständig. Der Preis liegt nicht viel höher als für Nylonsaiten. Der Klassiker unter den Polyestersaiten ist wohl die Trevira Polystar, die von einigen Profis gespielt wird. Auch die Kirschbaum Super Smash ist mittlerweile sehr beliebt. Dunlop (Plus Serie), Babolat (Polymono) und Pacific (Poly Power) haben ebenfalls Polyestersaiten in ihrem Angebot. Mein Tip! Seit einigen Jahren gibt es auch Polyestersaiten mit griffiger Oberfläche für mehr Spin. Die Haltbarkeit ist erstaunlicherweise nicht merklich herabgesetzt. Je länger man mit diesen Saiten spielt, desto glatter werden sie, sodaß man nur am Anfang in den Genuß der rauhen Oberfläche kommt. Pionier ist hier die Kirschbaum Super Smash Spiky. In den letzten Jahren wurden seitens der Hersteller ein enormer Aufwand betrieben, um Monofilament-Saiten mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln. Luxilon hat sich auf diese Saiten spezialisiert. Den Saiten werden eine Vielzahl von Zusatzstoffen wie PEEK, Carbon und Metallfasern beigemischt, um die Spieleigenschaften zu modifizieren. Solche Saiten bieten im Vergleich zu reinen Polyestersaiten verbesserte Elastizität und Spannungsstabilität. Heute hat praktisch jeder Anbieter solche Co-Polyestersaiten im Angebot.
Spezialkonstruktionen
Neben den eben genannten Grundtypen gibt es noch viele weitere spezielle Saitenstrukturen und -materialien, die sich natürlich auch im Preis widerspiegeln. Zum einen gibt es Saiten mit strukturierter Oberfläche, die einem mehr Spin ermöglichen sollen. Doch leider spielt sich diese Struktur schnell ab, und außerdem verhilft sie der Saite nicht gerade zu mehr Haltbarkeit. Beispiele: Pacific Gear String, Pacific Hexa String, Head Spin Plus, Babolat DF Rough, TOA Geo 66. Um die Saitenvibrationen zu dämpfen, füllen manche Hersteller Öl in einen dafür vorgesehenen Kanal in der Saite. Diese Saiten haben tatsächlich ein ganz eigenes Spielverhalten. Ob es einem liegt oder nicht, sollte man am besten selbst testen. Beispiel: Rucanor PS-40, Rucanor Hy-O-Sheep Vibless, Gosen Vibless Plus. Zuguterletzt seien noch die sogenannten Hybrid-Saiten erwähnt. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus zwei unterschiedlichen Saiten, von denen eine für die Längs-, die andere für die Querbespannung verwendet wird. Da bei einer einheitlichen Bespannung eigentlich immer die Längssaite reißt, weil sie einer größeren Belastung als die Quersaite ausgesetzt ist, verwendet man bei Hybrid-Saiten eine äußerst reißfeste Saite als Längssaite. Häufigstes Material ist hier Aramid und davon abgeleitet Kevlar, Technora, Zyex etc. Achtung, unbeding weicher bespannen als normal! Als Quersaite verwendet man als Ausgleich eine sehr elastische Synthetiksaite. Die Spieleigenschaften solcher Hybrid-Bespannungen sind gut, der Preis ist allerdings meist etwas hoch. Beispiele: Prince Pro Blend, Pacific Power Blend, TOA Zyex Blend, Gamma Infinity, Cannon White Magic.
Allgemeine Hinweise zu Tennissaiten
Um das beste aus seiner Bespannung herauszuholen, muß man noch etwas mehr tun als nur die beste Saite verwenden. Das richtige Bespannungsgewicht ist ungefähr genauso wichtig wie die Wahl des Schlägerrahmens. Allgemein gilt: je härter man bespannt, desto weniger Power und desto mehr Kontrolle hat man. Umgekehrt ergibt sich aus einer weicheren Bespannung eine höhere Ballbeschleunigung und damit verbunden ein Verlust der Kontrolle. Man sollte unbedingt an seiner Bespannungshärte herumprobieren; wenn man besser spielt - super, und wenn nicht, dann nimmt man beim nächsten Mal eben wieder das alte Gewicht.
Um die Haltbarkeit seiner Bespannung heraufzusetzen, sollte man seinen Schläger nie unnötig extremer Hitze, Kälte oder Feuchtigkeit aussetzen. Man sollte den Schläger immer in der dafür vorgesehenen Schlägerhülle aufbewahren. Bei Schlägern, bei denen die Saite am Kopf etwas vorsteht, sollte man ein Kopfschutzband anbringen (normales Klebeband), damit man erstens nicht mit der Saite am Boden reibt und zweitens kein Sand in die Ösen gelangen kann. Saiten verlieren mit der Zeit an Elastizität. Bei der einen Saite geht das schneller, bei der anderen langsamer. Darunter leidet die Spielbarkeit, und wer einen empfindlichen Arm hat, der wird es bald im Ellenbogen spüren. Generell sollte man nicht länger als 2 bis 3 Monate mit der selben Bespannung spielen. Dann wird es Zeit, die Saite herauszuschneiden und die Bespannung aufzufrischen.